Geschichte der Stadt Romrod
Wann Romrod gegründet wurde und seit wann an der Antrift Menschen wohnen, lässt sich heute nicht mehr sagen. Obwohl wir in den nahe gelegenen Wäldern Hügelgräber finden die auf eine Besiedlung in grauer Vorzeit hinweisen. Doch war die Bevölkerung zu dieser Zeit in der Hauptsache ein Sammler- und Jägervolk. Erst später begannen unsere Ahnen mit Ackerbau und Viehzucht. Wahrscheinlich durch eine Verschlechterung des Klimas um die Zeitenwende begann man zuerst in den wärmeren Teilen unseres Landes, worauf auch erheblich mehr Funde von Geräten und dgl. hinweisen als in unserer Gegend, mit dem Ackerbau. Erst allmählich durch Bevölkerungszuwachs und der dadurch bedingten Knappheit an Land zog man dann meistens talaufwärts in die nördlicheren Landesteile, um Land neu zu besiedeln.
Die erste Nachricht über eine Besiedlung des Antrifttals ist uns aus einer Urkunde der „Schlitzer Marktbeschreibung“ von 812 überliefert. Hier werden bereits Nieder-Breidenbach, Elnrod, heute eine Flurbezeichnung in der Nähe der Autobahn A5 auf halben Weg zwischen Romrod und Zell und Fronerot bei Ober-Breidenbach genannt. Nachdem Zell in einer Grenzbeschreibung von 825 erwähnt wird, schweigen nun die Urkunden für einige Jahrhunderte.
Romrod liegt am Gabelpunkt der großen Heerstrasse „durch die kurzen Hessen“, die von Gießen nach Thüringen führte, sowie am sog. „Diebsweg“, bei uns als Liechesweg bekannt, der in nördlicher Richtung in die Grafschaft Ziegenhain weiterzog. An diesem Schnittpunkt entstand unser Städtchen. Ob es nun vor oder nach Erbauung des Schlosses gegründet wurde, ist nicht mehr feststellbar. Auch hier schweigen die Urkunden in dieser fast schriftlosen Zeit. Jedenfalls taucht als erster Ludwig von Romrod, als Dienstmann der Abtei Fulda im Jahre 1197 aus dem Dunkel der Geschichte auf. Es gilt als gesichert, dass dieser „Ludwig de Rumerode“ der Namensgeber unseres Ortes ist. Ob sich dann die Bewohner im Schutzbereich der Burg ansiedelten und so das Dorf Rumerode entstand, welches 1339 urkundlich erwähnt wird, ist auch möglich.
Allerdings werden bereits im Jahre 1283 in einer Urkunde des Klosters Haina Güter in Romrod erwähnt, was wohl schon auf das Bestehen unseres Dorfes hinweist. Daher noch eine andere Variante zur Deutung des Namens Romrod, die zwar zum Teil angezweifelt wird, doch muss hierbei die alte Schreibweise „Rumerode“ in Betracht gezogen werden. Der erste Teil des Namens „Rume“ bedeutet soviel wie Räumen, bzw. einen freien Platz schaffen, „rode“ dürfte klar sein. Also ist Romrod eine Rodesiedlung, welche auf einem dafür gerodeten Platz gegründet wurde. Jedenfalls ist die Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner auch ein Teil der Geschichte Romrods.
Nach Aufstieg und Niedergang der Herren von Romrod ging unser Ort nebst Schloss um 1400 in den Besitz der Landgrafen von Hessen über.
Inmitten eines der größten Waldgebiete Mittelhessens gelegen, wurde unser Gebiet das beliebteste Jagdterritorium der Hessischen Landgrafen.
Da sie sich oft in Romrod aufhielten, wurde Romrod allmählich durch den Sitz verschiedener Verwaltungsbehörden ein Beamtenstädtchen. So gibt es schon seit 1565 das Forstamt Romrod.
Es war zuständig für weite Teile Oberhessens. So unterstanden dem Ober-Land-Jägermeister im Jahre 1812, 12 Forste mit 18 zusätzlichen Revieren.
Bedingt durch die anwesenden Hofbeamten gab es allem Anschein nach schon um 1540 in Romrod eine Schule. Die Romröder Stadtschule diente als deutsche Schule und als Lateinschule.
Letztere wurde aber aufgrund von Schülermangel in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgegeben.
Für Romrod, das kirchlicherseits eine Filiale von Oberrod war, werden 1337 für die Schlosskapelle und im Freiheitsbrief von 1408 für Romrod ein Pfarrer erwähnt. Dieser von Landgraf Hermann II. ausgestellte Befreiungsbrief war der Stadtrechtsverleihung gleichzusetzen. Wegen der geringen Bevölkerungszahl, im Jahre 1574 ca. 300 Eionwohner, handelte es sich hierbei „nur um eine Dorfbereiung“. Dies war aber ungeheuer wichtig, denn wir Romröder wurden dadurch von der Leibeigenschaft und den dazugehörigen Abgaben befreit.
Von Philipp dem Großmütigen, der oft und gerne in Romrod weilte, erhielt Romrod vermutlich seine Stadtrechte. Das älteste Siegel stammt aus dem Jahre 1553.
Zu Beginn der Reformation hatte sich Philipp öfters in Romrod aufgehalten und Gespräche mit Tilemann Schnabel geführt, welcher den Anstoß zur Einführung vom Marin Luthers Lehre in unserer Gegend gab. Auf seiner Reise zum Wormser Reichstag soll Luther auch durch Romrod gekommen sein.
Ab 1526 wird dann auch der erste evangelische Pfarrer für Romrod erwähnt. Die Lebensweise und Regierung des Landesherren war damals eng mit der Geschichte eines Ortes verbunden. So mussten die Untertanen die Konfession ihres Herrn annehmen.
Nachdem Philipp der Großmütige 1567 starb, kam Romrod an Ludwig IV. von Hessen-Marburg. Auch dieser war äußerst jagdbegeistert. Daher verwunderte es nicht, dass er 1578-1587 während seiner Regierungszeit das Schloss um- und ausbauen lies. Als Ludwig IV. 1604 kinderlos starb, fielen Schloss und Amt Romrod an die Bruderlinie von Hessen-Darmstadt.
Hier beginnt nun die schlimmste Zeit für Romrod, denn Hessen-Kassel war mit der Erbaufteilung nicht einverstanden und so begannen die Hessischen Erbfolgekriege, die sich im 30-jährigen Krieg noch ausweiteten.
Die Leidenszeit Romrods während dieses Krieges, allein in 1635 starben 174 Romröder durch die Pest, ist urkundlich festgelegt und wird in einem folgenden Vortrag eine Würdigung finden.
Noch lange Jahre dauerte es, bis sich Romrod von den schlimmsten Folgen des Krieges erholte. Aber auf Anregung des Herzogs Ernst des Frommen im Jahre 1668 begann man mit den Vorbereitungen zum Bau einer neuen Kirche. Bei der alten Kirche handelte es sich laut Aussage des damaligen Pfarrers „um ein geringes hölzernes und an Dach und Turm sehr gebrechliches Gebäude“. Am 28. April 1677 wurde dann der Grundstein gelegt und am 01. Juni 1690 die neue Kirche eingeweiht. Zusätzlich wurde auch noch eine neues Pfarr- und Schulhaus errichtet.
Durch die vielen Kriegsereignisse war das Schloss stark verfallen und nicht mehr bewohnbar. So ließ der regierende Landgraf 1721/1722 im Göringer Grund ein Jagdlager errichten.
Nach einigen ruhigen Jahren wurde auch Romrod von den Ereignissen des Siebenjährigen Krieges berührt. Ständig zog Kriegsvolk durch Romrod, lagerte vor den Toren oder musste verpflegt werden, so zum Beispiel vom 26. bis 28.09.1762, als an der Ostseite Romrods, den Hofwiesen, 6000 Engländer und Schotten mit 100 Offizieren und 1000 Pferden lagerten, die wie Marodeure in Romrod hausten.
Die Napoleonischen Kriege überstand Romrod relativ gut, wenn man von den üblichen Einquartierungs- und Verpflegungslasten für die öfters durchziehenden Truppen absieht.
Auch Romröder mussten im Rahmen ihrer Rheinbund-Verpflichtung für Napoleon ins Felde ziehen (Hinweis auf einen Brief eines Romröder Grenadiers an seine Frau in einer weiteren Aufzeichnung).
Eine kurze Blüte erlebte Romrod, als es von 1821-1829 Landratsbezirk mit Sitz des Landrates war. Als größere Baumaßnahme wurde das Stadtwirtschaftshaus 1820/1821 erbaut.
Während Romrod 1669 mit 471 Einwohnern noch der elftgrößte Ort des Oberfürstentums war, bleibt es trotz eine Bevölkerungszunahme bis 1834 auf 1.105 Einwohner hinter der allgemeinen Entwicklung zurück und fällt in eine Art Dornröschenschlaf zurück. Mehrere Romröder Bürger zog es in Vereinigten Staaten um ihr Glück dort zu suchen.
Eine kurze Blütezeit erlebte Romrod unter Großherzog Ludwig IV. zwischen 1878 und 1885, als das Schloss soweit wieder hergestellt wurde, das es erstmals seit einigen Jahrzehnten wieder bewohnt werden konnte. Der letzte Hessische Großherzog Ernst Ludwig vollendete dann das Aufbauwerk, der heutigen Form entsprechend.
Einen Höhepunkt erlebte das Schloss im Jahre 1910, als Zar Nikolaus mit seiner Gemahlin, eine Schwester des Großherzogs, mit ihren Kindern hier in Schloss Romrod zu Besuch weilte.
Auch Großherzog Ernst Ludwig hatte, wie viele seiner Vorgänger auch, ein Faible für die Jagd. So verweilte er öfters in Romrod. Nach einer erfolgreichen Jagd gab es dann in der Wirtschaft bei Hartmanns ein kräftiges Schüsseltreiben. Hier wurde alles aufgetischt, was Küche und Keller zu bieten hatten. Dabei wurde zu vorgerückter Stunde noch Hasenbraten serviert. Vielleicht war der Kellner schon zu müde, vielleicht wurde er von einer plötzlichen Schwäche befallen, vielleicht hatte er aber auch schon ein paar Schnäpse zuviel „probiert“, jedenfalls stolperte er über eine Schwelle und fiel der Länge nach samt dem Hasenbraten in die Stube. Sogleich fing er an zu lamentieren, denn in Anwesenheit des Großherzogs war dies wohl doch mehr als peinlich. Dieser jedoch reagierte sehr volkstümlich und antwortete: „ Scheißder off die Könichlich Hoheit, gefresse wird er doch“. Später wurde gemunkelt der Hase soll ein Dachhase gewesen sein, und als es der Kellner bemerkte, vor Schrecken hingefallen sein. Jedenfalls sollen wir Romröder durch diese Begebenheit den Utznamen „Romröder Häinze“ bekommen haben.
Mit dem Ende des 1. Weltkrieges begann auch der langsame Niedergang des Römröder Schlosses. Nachdem 1918 Großherzog Ernst Ludwig abgesetzt wurde, blieb das Schloss noch in seinem Besitz. Erst mit seinem Tode 1937 ging es in das Eigentum des Landes Hessen über.
Die 30-iger Jahre waren auch sonst für Romrod von Bedeutung, denn nach vielen Jahrhunderten wurde u.a. auch Romrod mit Wirkung vom 30.07.1937 die Stadtrechte aberkannt.
Auch die noch in Romrod wohnenden Juden spürten die politischen Veränderungen und wanderten aus oder verzogen in die größeren Städte. Dass die Synagoge, den Romrödern besser als Judenschule bekannt, ihrem Schicksal entging und nicht wie viele andere in der Reichskristallnacht zerstört wurde, kommt daher, dass die jüdische Gemeinde sich bereits 1935 auflöste und das Gebäude an einen Privatmann verkaufte. Sie ist mittlerweile im Besitz der Stadt Romrod und dient, aufwändig instand gesetzt, als Begegungsstätte zur öffentlichen Nutzung.
Durch den beginnenden 2.Weltkrieg begann für Romrod wieder eine leidvolle Zeit, die über die Beendigung des Krieges hinausging.
Von Bomben wurden nur die Stadtteile Zell und Ober-Breidenbach getroffen, doch stellte seit 1945 die Massenflucht aus den deutschen Ostgebieten Romrod vor die große Belastungsprobe Flüchtlinge und Heimatvertriebene mit Wohnraum zu versorgen. Zum Vergleich ein paar Einwohnerzahlen von Romrod:
Am 17.05.1939 waren es 867, am 29.10.1946 1.241, am 13.09.1950 gar 1.302 Menschen, die in Romrod lebten. Allein 321 von ihnen, also etwa ein Drittel, waren Heimatvertriebene und Flüchtlinge.
Mit dem Beginn des Wirtschaftswunders entspannte sich dann die Lage, und 1961 sank die Einwohnerzahl auf 1.151. Darunter waren noch 211 Vertriebene und 35 Aussiedler aus der damaligen Ostzone.
Bereits am 01.09.1958 erhielt Romrod seine Stadtrechte zurück und durch die Gebietsreform vom 31.12.1971 wurde durch den Zusammenschluss mit Zell, Ober-Breidenbach, Nieder-Breidenbach und Strebendorf die Großgemeinde Romrod gebildet.
(Quelle: Stadt-Homepage)
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